Ehemaliger VIP-Bodyguard wird persönlich

Für gewöhnlich sind Menschen geneigt, sich vor anderen von ihrer besten Seite zu zeigen – Schwächen werden lieber ausgeklammert. Erfrischend authentisch präsentierte sich kürzlich bei seinem Besuch an der Johann-Christoph-Blumhardt-Schule (Mühlacker) Michael Stahl, Fachlehrer für Selbstverteidigung, Motivationstrainer sowie Autor diverser Bücher. Nach der Begrüßung durch Schulseelsorger Valentin Damm und Liedvorträgen nahm der ehemalige VIP-Bodyguard auf beeindruckend ehrliche Art und Weise die Zuhörer vor Ort und im Livestream mit auf eine Reise durch sein persönliches Leben.

Hierbei berichtete Stahl von ärmlichen Verhältnissen im Elternhaus und dem belasteten Verhältnis zu seinem alkoholkranken und mittlerweile verstorbenen Vater. Aufgewachsen sei er mit den Sätzen

„Du bist nichts, du kannst nichts, aus dir wird nichts“. Die Querelen hätten sich durch Mobbingerfahrungen in der Schule fortgesetzt und bei ihm zum Wunsch geführt, seine Sehnsucht nach Sicherheit zunächst im Kampfsport zu stillen. Doch auch hier habe er nur sein Gefühl von Minderwertigkeit bekämpfen wollen. Darüber hinaus sei er selbst vom Opfer zum Täter geworden und habe seinerseits andere gemobbt.

Die Wende in seinem Leben habe er erst durch seinen Glauben an den Gott der Bibel erfahren. Hierdurch habe er auch die Kraft gewonnen, nach selbst erfahrener Vergebung auch anderen Menschen zu vergeben und sich insbesondere mit seinem Vater zu versöhnen, der dadurch nach jahrzehntelanger Alkoholabhängigkeit aufgehört habe zu trinken. Wenige Wochen vor seinem Tod habe sein Vater ihm auch die Erlaubnis erteilt, über seine Erlebnisse in Kindheit und Erwachsenenalter zu sprechen. Glaubwürdig verdeutlichte Stahl an zahlreichen persönlichen Beispielen, wie wichtig es sei, sich gegenseitig Liebe auszusprechen und offen und ehrlich mit Schwächen, Fehlern und Niederlagen umzugehen, um intakte und heile Beziehungen über Generationengrenzen hinaus zu erleben.

 

Thomas Gutjahr